Rahmenprogramm des BMBF zur Förderung der empirischen Bildungsforschung

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Autoren Freund, Jan-David  
Titel Temperament und Interaktionsqualität in den ersten Lebensjahren. Das längsschnittliche Wechselspiel frühkindlichen Temperaments und mütterlicher Interaktionsqualität vor dem Hintergrund ungleicher psychosozialer Ressourcen.  
URL https://doi.org/10.20378/IRBO-53583  
Erscheinungsjahr 2018  
Seitenzahl vi, 118 S.  
Dokumenttyp Monographie; online  
Beigaben Literaturangaben; Abbildungen; Tabellen; Anhang  
Sprache deutsch  
Forschungsschwerpunkt Bildungspanel (NEPS)  
Schlagwörter Längsschnittuntersuchung; Mutter-Kind-Beziehung; Psychosoziale Fähigkeit; Psychosoziale Ressource; Temperament; Frühe Kindheit; Mutter; Kind; Mutter-Kind-Interaktion; Frühkindliche Entwicklung; Interaktion; Entwicklung; NEPS (National Educational Panel Study)  
Abstract Die Bedeutung der frühen Kindheit für die weitere Entwicklung findet in der Forschung zunehmend Beachtung. In dieser Hinsicht gelten die mütterliche Interaktionsqualität und das Temperament des Kindes für sich genommen beide als wichtige Prädiktoren. Verstärkt werden könnte ihr Effekt durch ihre Wechselwirkung, über die seit Jahrzehnten diskutiert wird. Die Befundlage gestaltet sich uneindeutig, jedoch gibt es Hinweise, dass die psychosozialen Ressourcen der Mutter eine Rolle dafür spielen könnten, wie sie insbesondere mit einem schwierigen Temperament ihres Kindes umgeht. Des Weiteren wurde bisher versäumt, das längsschnittliche Zusammenspiel der Variablen zu untersuchen, obwohl der Forschungsstand eine transaktionale wechselseitige Beeinflussung vermuten lässt. Zur Untersuchung dieser Thesen wurden zwei Studien durchgeführt, die um eine dritte Studie ergänzt wurden, die der Untersuchung grundlegender Fragen rund um die Erfassung und das Verständnis frühkindlichen Temperaments diente. Die vorgelegte Synopse fasst die relevanten Theorien und Befunde zusammen, zeigt aktuelle Forschungsdesiderata auf, stellt Design und Ergebnisse der drei Studien vor und diskutiert schließlich deren Implikationen für tangierte Forschungs- und Praxisfelder. Die Studien greifen im Wesentlichen auf Daten des Nationalen Bildungspanels zurück, das an einer für das untersuchte Alter außergewöhnlich großen Stichprobe Befragungs- und Beobachtungsdaten erhoben hat, die eine Analyse der untersuchten Fragestellung ermöglichen. Studie 1 stützt die Validität der verwendeten Einschätzungen der Mutter zum Temperament ihres Kindes und liefert Ansatzpunkte für eine Neubewertung des Forschungsstandes zu dieser Frage. Studie 2 und 3 zeigen, dass eine geringere Interaktionsqualität auf komplexe Weise mit einem schwierigeren Temperament assoziiert ist. Für Mütter, deren psychosoziale Ressourcen nicht eingeschränkt sind, fällt die Höhe dieses negativen Zusammenhangs im ersten Lebensjahr minimal aus, nimmt jedoch bis zum dritten Lebensjahr kontinuierlich zu. Lagen hingegen mehrere Risikofaktoren vor, für die von einer belastenden Wirkung auf die psychosozialen Ressourcen der Mutter ausgegangen wird, war nicht nur eine deutlich geringere Interaktionsqualität, sondern auch ein wesentlich stärkerer Effekt des Temperaments zu beobachten. Im ersten Lebensjahr zeigten belastete Mütter eine besonders niedrige Interaktionsqualität, wenn ihr Kind ein schwieriges Temperament aufwies, wohingegen ein einfaches Temperament die negative Wirkung der Belastungsfaktoren auf die Interaktionsqualität sogar zu einem großen Teil kompensieren konnte. Im zweiten und zu Beginn des dritten Lebensjahres zeigte sich kein solcher Interaktionseffekt und auch kein Zusammenhang eines schwierigen Temperaments mit der Interaktionsqualität belasteter Mütter. Somit konnten die Studien die besondere Rolle des frühkindlichen Temperaments bestätigen, da sie zeigen, dass der negative Effekt eines schwierigen Temperaments im ersten Lebensjahr nicht nur konditional an das Vorliegen kumulierter Belastungen geknüpft ist, sondern umgekehrt auch deren negative Wirkung auf die Interaktionsqualität konditional davon abhängt, ob die Mutter vom Temperament ihres Kindes herausgefordert ist. Dass ab dem zweiten Lebensjahr kein querschnittlicher Zusammenhang mehr zu beobachten ist, zeigt in Verbindung mit der hohen festgestellten Prädiktivität der Interaktionsqualität im ersten Lebensjahr, wie wichtig es ist, betroffene Mutter-Kind-Dyaden bereits im ersten Lebensjahr zu identifizieren und zu unterstützen, um weiteren ungünstigen Entwicklungen vorzubeugen. Daher sollten sowohl die Forschung zu frühen Interaktionen als auch die Kinder- und Jugendhilfe dem Temperament im ersten Lebensjahr künftig mehr Beachtung schenken. (Orig.).  
Hochschulschrift Dissertation, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2018.  
Förderkennzeichen 01GJ0888